Der Arbeitsplatz: physischer Raum oder virtuelle Umgebung?

Der Arbeitsplatz: physischer Raum oder virtuelle Umgebung?

Der Arbeitsplatz: physischer Raum oder virtuelle Umgebung? 1024 574 Trendsformative

Technologie hat unsere Welt von Grund auf verändert, digitale Technologien wurden dabei mit dem Ziel entwickelt, unser Leben zu vereinfachen. Einige werden behaupten, dies sei gelungen, andere werden dem widersprechen. Unbestreitbar ist jedoch: Technologie verändert unser Leben – in jedem Augenblick.

Im Englischen unterscheidet man zwischen den Begriffen Digitisation und Digitalisation, die häufig verwechselt und falsch eingesetzt werden. Digitisation beschreibt die Umwandlung von physischen Informationsquellen in ein digitales Format. Digitalisation hingegen ist ein Ergebnis der Digitisation und ohne sie nicht denkbar. Digitalisierung ist komplizierter und nicht einheitlich definiert. Das US-Unternehmen Gartner bezeichnet Digitalisierung als „den Einsatz digitaler Technologien zur Veränderung von Geschäftsmodellen und Schaffung neuer Umsatz- und Wertschöpfungsmöglichkeiten“, was die weitverbreitete Interpretation dieses komplizierten Konzepts gut zusammenfasst.

Nachdem wir den Unterschied zwischen den beiden sehr ähnlichen Wörtern, die sich lediglich durch zwei Buchstaben unterscheiden, erklärt haben, können wir uns genauer damit auseinandersetzen, wie digitale Technologien unser Leben und insbesondere unsere Arbeit verändern.

Der Arbeitsplatz verlagert sich nach Hause – teilweise

Eine Studie der Europäischen Zentralbank (EZB) kommt zu dem Ergebnis, dass etwa 86% der Unternehmen Big Data-Technologie (Digitisation) und 79% E-Commerce-Plattformen (Digitalisation) nutzen. Operative Prozesse gestalten sich seit einigen Jahren zunehmend virtuell, weshalb auch immer mehr Unternehmen ihren Mitarbeitern die Möglichkeit einräumen, von zu Hause aus zu arbeiten. In der EU ist der Anteil der Arbeitnehmer, die teilweise von zu Hause arbeiten, von 7,7% im Jahr 2008 auf 9,6% im Jahr 2017 gestiegen. Dank der steigenden Zahl vernetzter Geräte ist Telearbeit möglich, ohne dass Prozesse beeinträchtigt werden. Doch warum lassen sich Unternehmen darauf ein, wenn die Mitarbeiter sich theoretisch einfach zurücklehnen und den ganzen Tag fernsehen könnten?

In den USA erhöht Fernarbeit interessanterweise die Produktivität sogar um 35%, wie Best Buy im Rahmen seines flexiblen Arbeitsprogramms festgestellt hat. Das sogenannte „Results Only Work Environment“ (ROWE) fördert zeit- und ortsungebundene Arbeit und verzichtet auf die traditionelle 40-Stunden-Woche. Darüber hinaus geben 54% der Arbeitnehmer an, ihr Zuhause sei der ideale Standort für viele wichtige Aufgaben.

Das „Results Only Work Environment“ (ROWE) förderte die Arbeit von überall und zu jeder Zeit und verzichtete damit auf die traditionelle 40-Stunden-Woche in einem Büro. Darüber hinaus geben 54% der Menschen an, dass ihr Zuhause der ideale Arbeitsplatz für die Erledigung vieler Aufgaben ist.

Aus Mitarbeitersicht bietet die Arbeit von zu Hause aus die Möglichkeit, die Arbeitsumgebung an die eigenen Wünsche anzupassen und die Ablenkungen des Büros zu vermeiden, die sich negativ auf die Produktivität auswirken. Da Mitarbeiter dann auch nicht mehr pendeln müssen, sparen sie zudem Zeit und Geld, was wiederum Stress reduziert, die Motivation steigert und zudem die Umwelt schont. Nach Schätzungen von Global Workforce Analytics könnten wir pro Jahr 54 Millionen Tonnen CO2 einsparen, wenn wir nur die Hälfte der Arbeitswoche im Büro verbringen.

In den USA reduziert Fernarbeit die Treibhausgasemissionen um aktuell 3,6 Millionen Tonnen pro Jahr, wofür man sonst rund 91 Millionen Bäume pflanzen müsste (Berechnung auf Grundlagen von Daten des Jahres 2017).

In einer Studie gaben 86% der Befragten an, von zu Hause aus besser arbeiten zu können. Für gute Arbeitsergebnisse ist das Homeoffice also anscheinend bestens geeignet und schlägt zudem zwei Fliegen mit einer Klappe: Wir können die Umwelt schonen und gleichzeitig produktiver arbeiten.

Doch neben mehr Leistung profitieren Unternehmen auch auf anderen Gebieten von Fernarbeit. Zwar können Ausrüstung und Software für Mitarbeiter teuer werden, haben jedoch langfristig mehrere Vorteile: Der Bedarf an Bürofläche sinkt, was langfristig auch weniger Mietzahlungen bedeuten könnte. Außerdem können Unternehmen Mitarbeiter in Kundennähe platzieren und so den persönlichen Kontakt verstärken.

Telearbeit klingt nach einer perfekten Lösung, wirft jedoch die Frage nach Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben auf, denn es besteht immer die Gefahr, dass das eine das andere dominiert. Immer häufiger müssen sich Menschen auch außerhalb ihrer Arbeitszeit mit beruflichen Belangen auseinandersetzen. Dank internetfähiger Geräte sind alle Teammitglieder ständig auf dem neuesten Stand, haben dadurch jedoch auch das Gefühl, immer bei der Arbeit zu sein.

Für die erfolgreiche Umsetzung von Telearbeit ist daher eine klare Trennlinie zwischen Beruf und Privatleben wichtig. Ist diese Trennlinie gezogen und die richtige Balance hergestellt, verwandelt sich eine Idee, die zunächst Besorgnis auslösen kann, in eine Quelle ungeahnter Möglichkeiten.

Behalten wir das Büro oder sollen wir einfach von zu Hause arbeiten?

Ist persönliche Zusammenarbeit in Zeiten rasanter technologischer Fortschritte noch notwendig? Schließlich können wir alle mobil arbeiten und mit Kunden und Mitarbeitern über digitale Kanäle kommunizieren, oder? Ein gewisses Maß an persönlichem Kontakt ist jedoch sowohl für Kunden als auch für Mitarbeiter unerlässlich, und daran wird sich aus verschiedene Gründen auch in Zukunft nichts ändern.

Zum einen darf sich das Arbeitsumfeld nicht wie ein soziales Netzwerk oder eine virtuelle Realität anfühlen. Der Unterschied zwischen beiden wird am ehesten durch ein Gebäude und das berufliche Umfeld spürbar. Auf diese Weise können Unternehmen ihre Professionalität ebenso wie ihr Markenimage transportieren, um so Vertrauen bei ihren Partnern zu schaffen. Ein physischer Büroraum bringt außerdem viele unsichtbare Vorteile mit sich, die ein professionelles Agieren bei wichtigen Entscheidungen und im täglichen Betrieb ermöglichen.

Zweitens lassen sich bestimmte Geschäftsbereiche nicht komplett in einen digitalen Raum verlegen. Vertragsverhandlungen mit externen Parteien etwa setzen persönliche Interaktion voraus, denn nur so können wir unsere emotionale Intelligenz erfolgreich nutzen und eine echte persönliche Beziehung zu Kunden aufbauen.

Auch die interne Zusammenarbeit zeigt, wie ein Büro ein Team zusammenschweißen kann. Es ermöglicht eine gute Koordination, macht die Unternehmenskultur erlebbar und stellt eine tägliche Routine her – raus aus dem Schlafanzug, rein in die Arbeitswelt.

Außerdem wird nicht jeder den digitalen Trend annehmen. Es gibt Menschen, die immer noch gerne ins Büro gehen, um sich an ihren Schreibtisch zu setzen und dort zu arbeiten. Wichtige Mitarbeiter mit langjähriger Erfahrung müssen zudem an das Unternehmen gebunden werden. Ein eigenes Büro oder der tägliche Kaffee können hier eine emotionale Bindung herstellen, die über finanzielle Aspekte nicht erreicht werden kann.

Mensch gegen Maschine

Schon seit geraumer Zeit wächst die Überzeugung, künstliche Intelligenz (KI) und Roboter würden den Menschen ersetzen. Tatsächlich ist künstliche Intelligenz überall auf dem Vormarsch. Laut Gartner soll der globale Geschäftswert durch künstliche Intelligenz im Jahr 2018 um 70% auf 1,2 Billionen Dollar steigen (Vergleichsbasis: 2017); bis 2025 soll der Umsatz durch KI-Dienstleistungen auf 190 Milliarden Euro wachsen und künstliche Intelligenz damit dauerhaft etablieren.

Die sichtbarste Anwendung künstlicher Intelligenz liegt in der Automatisierung von Prozessen. Dies betrifft zahlreiche Branchen, die sich den digitalen Wandel zunutze machen. Die Auswertung und Verarbeitung von Daten übernehmen heute Computer. Auch für repetitive Aufgaben, die keine besonderen Qualifikationen erfordern, eignet sich künstliche Intelligenz hervorragend. In einigen Fällen ist es schon heute effizienter und kostengünstiger, hier Roboter einzusetzen.

Das bedeutet jedoch nicht, dass Roboter den Menschen ersetzen werden. Vielmehr befreien sie den Menschen von eintönigen Aufgaben, sodass wir uns mit spannenderen und kreativeren Dingen beschäftigen können. Daher sollten wir künstliche Intelligenz als Hilfe und nicht als Feind ansehen. Künstliche Intelligenz hat eindeutige Vorteile und kann unter anderem produktivitätsfördernd wirken und Ressourcen freisetzen. Der Anteil der Arbeitsplätze, die KI-Kenntnisse voraussetzen, ist seit 2013 um das 4,5-fache gestiegen. Künstliche Intelligenz ist also schon heute Teil unserer Arbeitswelt.

Tatsächlich gehört sie schön länger zu unserem Alltag – wir haben es nur nicht gemerkt. Interessanterweise glauben nur 33% der Menschen, dass sie Technologie mit künstlicher Intelligenz verwenden. Tatsächlich sind es 77%! Die Integration von künstlicher Intelligenz in unsere Arbeitswelt sollte daher ein natürlicher Prozess sein.

Roboter haben zweifellos Fähigkeiten, die unsere eigenen übersteigen, umgekehrt gilt jedoch das gleiche. Künstliche Intelligenz versteht keine irrationalen Gedanken und vermittelt kein Mitgefühl, das für Menschen jedoch wichtig ist. In schweren Zeiten suchen Menschen Bestätigung und Rechtfertigung für ihre Gefühle. Roboter können dieses wichtige Element menschlicher Beziehungen nicht replizieren. Außerdem werden Menschen immer den Kontakt zu anderen Menschen vorziehen. Computer werden niemals Nuancen und Details einer Situation nachvollziehen können. Und egal, wie gut künstliche Intelligenz einmal wird, wird sie den Menschen doch niemals vollständig verdrängen können.

Statt um den Konflikt „Mensch gegen Maschine“ geht es also eher um eine Partnerschaft „Mensch mit Maschine“. Künstliche Intelligenz ist schon heute Bestandteil von Smartphones, die unseren Alltag erleichtern. Die Integration von künstlicher Intelligenz in unsere Arbeitswelt sollte man aus der gleichen Perspektive betrachten, denn auch hier entstehen viele neue Möglichkeiten.

Digitale Technologien sind heute eine Grundvoraussetzung für das Geschäftsmodell vieler Unternehmen

Im Jahr 2019 soll der Weltmarkt für Public Cloud-Computing ein Volumen von 258 Milliarden US-Dollar erreichen; die Rentabilität von künstlicher Intelligenz soll um 38% steigen, bis 2035 wird der KI-Jahresumsatz voraussichtlich 14 Billionen US-Dollar erreichen. Digitale Technologien werden so zu einer notwendigen Bedingung für Wettbewerbsfähigkeit. Befürchtungen, digitale Technologien könnten zu viel Raum einnehmen, sind verständlich, doch ihre Vorteile und Möglichkeiten sind enorm. Digitaltechnik ist schon heute kein Luxus mehr, sondern eine Notwendigkeit. Aktuell nutzen 90% aller Unternehmen Cloud-basierte Speichersysteme, mit denen sie überall und jederzeit auf Daten zurückgreifen können.

Der flächendeckende technologische Wandel unterstreicht die Vorteile des lebenslangen Lernens und ermöglich uns, Einfluss auf die Welt zu nehmen. Das digitale Zeitalter ist längst angebrochen. Jetzt geht es darum, Menschen und Unternehmen bei der Integration zu unterstützen und so den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft zu legen.