Smart Connectivity und Daten: die wichtigste Hürde für digitale Sicherheit

Smart Connectivity und Daten: die wichtigste Hürde für digitale Sicherheit

Smart Connectivity und Daten: die wichtigste Hürde für digitale Sicherheit 1024 574 Trendsformative

Digitale Technologie und Innovationen wie Cloud Computing, künstliche Intelligenz (KI), das Internet der Dinge (IoT) und bald auch 5G beschleunigen den digitalen Umbruch. Einzelne Unternehmen sind davon ebenso betroffen wie Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt. Darauf deutet nicht nur der tief greifende Wandel hin, der in vielen Bereichen unseres Lebens bereits sichtbar ist, sondern auch Verhaltensänderungen. Der Umbruch vollzieht sich in hoher Geschwindigkeit und revolutioniert unsere wirtschaftliche und gesellschaftliche Ordnung.

Voraussetzung für den digitalen Wandel ist eine entsprechende Kommunikationsinfrastruktur auf Grundlage neuer Technologien und einer ausbaufähigen, agileren Netzwerkarchitektur.1

Allerdings machen diese bemerkenswerten digitalen Technologien die Infrastruktur zwar offener und agiler, dadurch jedoch auch anfälliger für Cyberattacken. Durch die intensivere Erzeugung, Erfassung, Verarbeitung und Nutzung von Daten entstehen Sicherheitslücken an unterschiedlichen Stellen der Netzwerke, von denen auch mobile Endgeräte betroffen sind. Diese Schwachstellen bergen Risiken und machen sichere Infrastruktur und kontrollierte Datennutzung umso wichtiger.

Daten und künstliche Intelligenz: Europa in der Offensive

Gegenwärtig wird der Datenkrieg von China und den USA dominiert, die über ihre Plattformen riesige Mengen an Nutzerdaten erfassen. Doch auch wenn der Kampf um die Kontrolle persönlicher Daten nach meiner Einschätzung wohl verloren ist, hat Europa immerhin mit der Datenschutz-Grundverordnung (GDPR) reagiert, die am 23. Mai 2018 in Kraft getreten ist und die Verarbeitung personenbezogener Daten kontrollieren und Privatpersonen schützen soll.

Am 19. Februar 2020 hat die Europäische Kommission ihre Strategien zur Förderung des digitalen Wandels in Europa vorgestellt, die europäische Grundwerte wie Offenheit, Fairness, Vielfalt, Demokratie und Vertrauen zum Ausdruck bringt. Dabei geht es vor allem um kritische Infrastruktur und Cybersicherheit, mit der Europa zu einem wichtigen Akteur in den Bereichen künstliche Intelligenz und Datenwirtschaft werden soll.

Mit dem deutlichen Ausbau des industriellen Internet of Things (IoT) wird die Produktion von Industriedaten exponentiell steigen. Und mit dem rasanten Ausbau der 5G-Netze, der Einführung von Edge Computing und den enormen Fortschritten in der algorithmischen Datenverarbeitung will – und muss – Europa seine Chance ergreifen und sich als bedeutender Akteur in der Verwaltung von Industriedaten etablieren. Von einem Erfolg hängt Europas Führungsrolle in diesem globalen Wettlauf um Datenkontrolle ab.

Edge Computing – die Intelligenz am Rande der Netze

Sensoren mit IoT-Anschluss erzeugen Daten, die zur Speicherung, Analyse und Verwendung an Rechenzentren gesendet werden. Diese Zentren bestehen aus Servern und Computern, die in der Regel in einem Datencenter installiert sind.

Dank technologischer Fortschritte verfügt heute auch Hardware am Rande von Netzwerken über eigene Rechenleistung und Analysefähigkeiten sowie die Möglichkeit zur passiven Datenspeicherung. Mit anderen Worten: Die Daten können nun direkt und möglichst nahe an der Quelle verarbeitet werden, etwa einem Sprachassistenten oder einem autonom fahrenden Auto.

Edge Computing reduziert erheblich die Latenzzeiten und Energiekosten bei der Nutzung der Infrastruktur – zwei Schlüsselfaktoren in der Entwicklung neuer Dienstleistungen wie dem autonomen Fahren und intelligentem Transport, zwei besonders fortschrittlichen Anwendungen.

Mit intelligenter, flexibler Konnektivität sinkt die Netzwerksicherheit

Durch die Entwicklung der Netzwerkarchitektur, in der viele Funktionen heute per Software, Cloud und über das Internet der Dinge (insbesondere das industrielle IoT) virtualisiert und rekonfigurierbar sind, ist die Zahl möglicher Angriffspunkte für Hacker deutlich gestiegen. Durch Zugriffsmöglichkeiten auf Informationen und Daten am Rande von Netzwerken steigen die Risiken weiter. Auch mobile Endgeräte und Laptops sind bei unzureichendem Schutz potenzielle Angriffspunkte.

Vernetzte Objekte, die Cloud sowie sämtliche Lieferketten, insbesondere für On-Demand-Dienste (wie Software as a Service, kurz SaaS), sind Schwachstellen und gehören daher zu den bevorzugten Zielen von Hackern. Laut einer aktuellen Umfrage ist die Zahl der Cyberangriffe auf Lieferketten allein im Jahr 2018 um 78% gestiegen.

Zu den wichtigsten Zielen gehört demnach die kritische Infrastruktur (IT- und Telekommunikation) von Banken, Netzbetreibern, Energieversorgern und Behörden. Im Jahr 2018 waren der Finanz- sowie der Technologiesektor Ziel von 34% der weltweiten Cyberangriffe, außerdem gingen Schätzungen zufolge im selben Jahr 35% der weltweiten Cyberattacken von IP-Adressen (Internet Protocol) in den Vereinigten Staaten und China aus.

Wirtschaftsspionage ist nicht neu und wird auch in Zukunft stattfinden. In einem extrem wettbewerbsintensiven Umfeld, in dem sich Wirtschaft und Geopolitik vermischen, setzt globale technologische Vorherrschaft jedoch die Beherrschung von KI und 5G voraus.

Vor diesem Hintergrund und zum Schutz ihrer eigenen Daten sowie der Daten ihrer Kunden müssen sich Unternehmen und Regierungen den Herausforderungen durch Cybersicherheit und sichere Infrastruktur stellen. Gelingt ihnen dies nicht, setzen sie das Vertrauen ihrer Kunden aufs Spiel.

— Rabindra Rengaradjalou, Economic Studies at Crédit Agricole, Consulting Engineer – Telecoms

Quelle:
1. SDN (Software-definierte Vernetzung), NFV (Virtualisierung von Netzwerkfunktionen), APIs (Application Programming Interfaces) und Edge Computing (Datenverarbeitung am Rande von Netzwerken und so nah wie möglich am Endnutzer).